Folke Köbberling

Folke Köbberling, Fassade, Montage
Montage: Folke Köbberling

Wenn Zeit und Form verfließen

Welche Rolle spielt Ornamentik in unserem Leben, welche Muster dominieren unsere Wohnung, unsere Kleidung, das Äußere der uns umgebenden Architektur? Folke Köbberling entwickelt zusammen mit Bewohner_innen eine zeitgenössische Interpretation einer Plattenbaufassade mit Ornamenten verschiedener Herkunft in Wachs: An die Wand eines ehemaligen Konsum-Gebäudes in der AltenSalzstraße 51 legt sie ein Raster an, das die Plattenbaufassade und den häufig angewandten Dekor aus Betonformteilen zitiert, allerdings aus Wachs hergestellt wird. Die Herstellung erfolgt als gemeinsamer Prozess mit den Anwohner_innen (Anmeldeformular für die Wprkshops siehe unten). Die Formteile sind Verpackungsmaterialien von Joghurts, Frischkäse oder Marmelade, in die das flüssige Wachs gefüllt wird. Erinnern die Oberfläche auf den ersten Blick an die DDR-Moderne, irritiert der Stil der Ornamentik auf den zweiten Blick.

Folke Köbberling entwickelt Arbeiten im öffentlichen Raum, die zwischen klassischer Skulptur, benutzbarem Objekt, Blickstörung und Ermutigung zur performativen Aneignung changieren. Für ihre oft kollaborativ entwickelten Kunstprojekte verwendet sie Ressourcen, die sie vor Ort findet. Sie entwickelt Interventionsmodelle für den urbanen Raum, wo sie vorhandene Strukturen umnutzt und so den gewohnten Umgang mit städtischer Architektur auf subtile, oft humorvolle Weise in Frage stellt, wie beispielsweise zuletzt bei der der Ruhrtriennale in Bochum, dem Jellyfish Theatre in London oder bei ihrer »Bushaltestelle« in Linz. In ihrer Arbeit »automanic« (München 2013, mit Martin Kaltwasser und David Moises) baute sie ein temporäres Parkhaus aus  Gipskartonplatten, in dem sich ferngesteuerte Autos befanden. Die Pfosten des Parkhauses wurden bei der Fahrt von den Autos berührt und schließlich zerstört, sodass die Architektur allmählich in sich zusammenstürzt – ein täglich neu beginnender, skulpturaler Prozess. Konzeptionell sind ihre Ansätze bei der Beschäftigung mit Stadtplanung und Architektur der Nachkriegszeit, wie etwa bei »Stilllegung«  (2014, Kassel), wo sie die Verkehrsberuhigung des Steinwegs am Ottoneum in Kassel fordert – ein Platz, der zur Zeit seiner Anlegung einer der größten innerstädtischen Plätze war. Im Zuge der 1950er-Jahre-Stadtumbauten zur „autogerechten Stadt“ wurde er durch eine große Verkehrsader geteilt. Folke Köbberling schlägt vor, ihm wieder seine ursprüngliche Qualität zurückgeben und ihn vom Autoverkehr zu befreien – indem der Verkehr durch ein unterirdisches Parkhaus umgeleitet wird.

Die Künstlerin ist als Dozentin und Kunstvermittlerin international tätig, auch hat sie zahlreiche Preise und Wettbewerbe gewonnen, etwa den Landschaftskunstwettbewerb Lohberger Bergpark, Dinslaken, die Nominierung für den Mies van der Rohe Award 2011, Barcelona, und den Kunst-am-Bau-Wettbewerb Bildungscampus Leobendorf. Letzte Ausstellungsstationen waren das Zentrum für Kunst und Urbanistik, Berlin, der Kunstverein Kassel, die Schaustelle der Pinakothek der Moderne, München, und das Zoma Contemporary Art Center, Harla (Äthiopien).

WORKSHOP | GESTALTE EINE FASSADE IN GRÜNAU

Welches Ornament ist typisch für Grünau? Welches für Deine Heimat? Welches Muster verbindest Du mit der Architektur, den Fassaden, Deiner Wohnungseinrichtung? Das alles sind Inspirationen, die in den Workshop mit einfließen werden.

Zusammen mit der Künstlerin Folke Köbberling werden in den Workshops das Muster und die einzelnen Teile der Fassade aus Wachs erstellt. Das geschieht mit Hilfe von alten, ausgewaschenen Joghurtbechern, Flaschen, Frischkäseboxen, etc. Das entstandene Relief wird dann Anfang Juni an die Fassade des ehemaligen Konsums in der Salzstr. 51 angebracht.

Die kostenfreie Teilnahme ist entweder an einem oder mehreren Terminen möglich.

Sonntag, 8. Mai 2016, 11 Uhr
Sonnabend 21. Mai 2016, 11 bis 15 Uhr
Sonntag, 22. Mai 2016, 11 bis 15 Uhr.

Anmeldung via Online-Formular.

Treff: Alte Salzstraße 60

Bitte mitbringen: ausgewaschene Joghurtbecher, Flaschen, Frischkäsebehälter… (wird zum Gießen der Formen in Wachs benötigt)

Anmeldung bis zum 4. Mai 2016

Wir freuen uns auf Euch!