24. Juni bis 25. Juni 2016
Ort: verschiedende Orte in Grünau, Vorträge und Diskussionen: Völkerfreundschaft Grünau, Stuttgarter Allee 9, 04209 Leipzig-Grünau
Um Anmeldung, möglichst bis 20.6., wird gebeten unter: http://goo.gl/forms/8NHrmBc7AA92mbjj1
Aus dem Geist der Moderne sind mittels der Konstruktionsmethode Plattenbau weltweit große Wohnsiedlungen entstanden. Wie lässt sich die Ästhetik serieller Fertigung beschreiben und welche Auswirkungen hat sie auf das Wohnen? Gibt es eine „Ethik“ des Plattenbaus und lebt in ihm auch heute noch die Utopie von der Gleichheit aller Menschen?
Das Symposium vertieft diese und weitere Fragen in Themenkomplexen:
1. Verortung. Auseinandersetzung mit Grünau aus aktueller und historischer Perspektive
2. Ästhetik der Platte. Typus und Ornament, Form und Vision, Auswirkung auf Wohnen und Wahrnehmung
3. Globale Perspektive. Großwohnsiedlungen und Plattenbau international
4. Blick in die Gegenwart und Zukunft. Aufwertung, Abwertung, Bewertung, Verwertung, Verdrängung
5. Architektur, Kunst und Stadtentwicklung
Ausgangspunkt der Diskussion ist der konkrete Ort Grünau. Sowohl Planung und Aufbau der Siedlung als auch die heutige Lebensrealität der Bewohner_innen stehen im Fokus erster Annäherungen. Auf dieser Basis folgt eine Auseinandersetzung mit der Ästhetik serieller Fertigung. Ein weiteres Panel schaut auf andere Länder, wobei die Grands Ensembles in Frankreich und Siedlungen in China im Vordergrund stehen. Können uns diese Siedlungen Antworten darauf geben, wie die Wohnungsfrage für eine wachsende Anzahl von Menschen zu lösen ist und ob das Experiment geplanter Urbanität gelingen kann?
Insbesondere die großen „Wohnmaschinen“ wurden in der Vergangenheit als inhuman geschmäht, rücken jedoch inzwischen wieder in den Fokus jüngerer Generationen. In der Platte zu wohnen ist heute wieder eine legitime Option. Dies eröffnet neue Perspektiven auf zukünftiges Wohnen und den Umgang mit Großwohnsiedlungen. Gleichzeitig entdecken aber auch Investoren auch den Plattenbau zur Verwirklichung neoliberaler Interessen. Was bedeutet das für die Bewohner_innen des Viertels? Sind bald auch Großwohnsiedlungen Austragungsorte von „Gentrifizierungskämpfen“?
Touren entlang der im Rahmen des Festivals RASTER : BETON entstandenen Kunstwerke bilden den Auftakt am 24. Juni – eine ganz praktische und direkte Möglichkeit, über die Aneignung des Ortes und dessen Reflexion mit den Mitteln der Kunst zu diskutieren. Können durch künstlerische Interventionen monofunktionale Plätze belebt und verändert werden? Wie kann Beteiligung angeregt und ein anderer Blick auf das Wohnumfeld aktiviert werden? Und wie ist es um die Nachhaltigkeit von derlei Projekten bestellt? Hier ist auch der Moment, selbstkritisch zu fragen, welche Rolle Kunst und Künstler_innen im Immobilien-Bewertungskarussell spielen, wenn sie sich Stadtteilen widmen, die bisher kaum im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung standen.
Das Symposium ist interdisziplinär angelegt und bringt Architekt_innen und Stadtplaner_innen, Künstler_innen und Bewohner_innen des Stadtteils an einem zentralen Veranstaltungsort in Grünau zusammen.